Neuer Gedenkraum

Gedenkraum 2009 (Foto N.Becher)

Wümme Zeitung 25. März 2009

Von Johann Schriefer

Worpswede-Neu Sankt Jürgen. Mit einem Gottesdienst unter der Leitung von Pastor Ewald Dubbert ist in der Dorfgemeinschaftsanlage in Neu Sankt Jürgen ein neuer Gedenkraum für die gefallenen und vermissten Soldaten aus den beiden Weltkriegen feierlich eingeweiht worden. Dazu hatten sich etliche Angehörige und Einwohner des Dorfes in der Museumsscheune eingefunden. Im Namen der „Initiativgruppe der gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege“ begrüßte Altbürgermeister Johann Kück unter den Anwesenden besonders Pastor Ewald Dubbert sowie den stellvertretenden Gemeindebürgermeister Gerhard Witte, Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Postels und den von Matthias Vagt geleiteten Chor des Heimatvereins.
Johann Kück erinnerte daran, dass an der im Jahre 1952 nach den Plänen des örtlichen Architekten Kurt Ochmann im Stile eines niedersächsischen Bauernhauses errichteten Gedächtnisstätte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen habe. Man habe dann vor der Entscheidung gestanden, wiederkehrende hohe Reparaturkosten in Kauf zu nehmen oder etwas Neues zu schaffen, erklärte Kück.
Mit den politisch Verantwortlichen des Ortes habe man sich dafür entschieden, inmitten der Dorfgemeinschaftsanlage auf gemeindeeigenem Grundstück einen neuen Gedenkraum an die Heimatstube anzubauen. Der Heimatverein habe sich verpflichtet, diesen in seine Obhut zu nehmen
und zu pflegen.
Altbürgermeister Johann Kück sagte weiter, dass 16 Handwerker und Helfer dafür insgesamt 403 Arbeitsstunden aufgewendet und dadurch Kosten in Höhe von 19400 Euro eingespart hätten. Zudem hätten 75 private Spender, sechs Firmen und der Verein zur Kunst- und Kulturförderung 6840 Euro an Bargeld gespendet. Kück sagte allen Helfern und Sponsoren Dank und sprach ihnen seine Anerkennung aus. Er glaube, dass die fehlende Summe von knapp 400 Euro ebenfalls noch durch Spenden gedeckt werden könne, betonte.
Dank sagte der ehemalige langjährige Gemeindebürgermeister auch den Familien Kück Nummer 16 und Marlies Melloh, die das Grundstück für die bisherige Gedächtnisstätte zur Verfügung gestellt hätten.
Nach einem vom Chor und den Anwesenden gemeinsam mit den Namen der gesungenen Lied hielten. Pastor Ewald Dubbert die Andacht. Es sei grausam gewesen, was in den beiden Weltkriegen geschehen sei, betonte der Seelsorger. Dabei ging er vor allem auf die Menschenverachtung und Gewissenlosigkeit ein, mit der das NS-Regime zwischen 1939 und 1945 das Leben der eigenen Brüder und das der Nachbarvölker aufs Spiel gesetzt habe.
Der evangelische Pastor schilderte Schicksale aus jener Zeit, von der die Alteren nach Kriegsschluss sagten: „Nie wieder!“ Man brauche heute solche Räume des Gedenkens, um auch die Kinder gegen Gewalt und Unrecht zu sensibilisieren.
Johann Kück gab dann noch einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Nachdem der Soldat Stephan Marx auf der Trompete das Lied vom guten Kameraden gespielt hatte, übergab Kück den Schlüssel für den Gedenkraum an Gerhard Witte.
Der stellvertretende Worpsweder Bürgermeister berichtete, dass er am 27. Januar in Berlin an der zentralen Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz teilgenommen habe. Dort sei auch vielen jungen Menschen gezeigt worden, wie viel Leid und Elend der von deutschem Boden ausgegangene Krieg weltweit angenchtet habe. Millionen hätten ihr Leben für äußerst fragwürdige Ziele lassen müssen. Gerhard Witte erinnerte auch an die Geschwister Scholl und an die Männer des Widerstandes um den Wehrmachtsoffizier Stauffenberg, die dem Morden ein Ende bereiten wollten.

Auf den Tafeln in dem gelungenen Gedenkraum seien auch etliche Namen von jungen Männern aus Neu Sankt Jürgen verewigt, die in beiden Weltkriegen ihr Leben verloren hätten, sagte Witte. Er lobte, dass der Heimatverein diese Stätte in Ehren halten wolle.
Alsdann übergab Witte den Schlüssel an Klaus-Dieter Postels, der ebenfalls allen Helfern und Spendern dankte. Den Schlüssel reichte Postels an den Vorsitzenden des Heimatvereins, Albert Heitmann, weiter. Heitmann versprach, dass der Verein den Raum pflegen und damit die Erinnerung an die Kriegsopfer wach halten wolle. Mit dem vom Chor gesungenen Neu Sankt Jürgener Heimatlied klang die Feierstunde aus.